Moorlandschaften sind mit ihrer einzigartigen Artenvielfalt hoch spezialisierte Lebensräume. Das Bourtanger Moor in der deutsch-niederländischen Grenzregion galt mit 1.200 Quadratkilometern Fläche als größtes zusammenhängendes Hochmoor Nordwest-Europas, bis es im Zuge des Emslandplanes systematisch entwässert wurde, um Siedlungsland zu gewinnen. Das Übrige taten die Abtorfungen zur Brenntorfgewinnung sowie die land- und forstwirtschaftliche Folgenutzung der entwässerten Moore; alle diese Eingriffe in die Natur ließen den Lebensraum Moor fast vollständig verschwinden.
Renaturierung – wie geht das?
Ein Weg, die restlichen Moorflächen in Niedersachsen zu schützen – wie es im Moorschutzgesetz von 1981 und 1986 vorgegeben wurde – und den Lebensraum für Fauna und Flora zu erhalten, ist die Renaturierung, also Wiederherstellung, von Mooren. Hierbei werden in einem ersten Schritt trockengelegte Hochmoore wiedervernässt, indem man Entwässerungsgräben verschließt und mit Hilfe von Dämmen das Wasser am Ablaufen hindert. Bei einem ausreichend hohen Wasserstand können sich dann wieder die ersten Torfmoose sowie andere landschaftsytypische Pflanzen, zum Beispiel Wollgras und Glockenheide, ansiedeln. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass vorhandene Gehölze beseitigt werden, denn sie tragen zur Verdunstung bei, wodurch viel Wasser verloren geht. Das Problem: Wo der Wasserstand nicht ausreicht, um einen dauerhaften Gehölzwuchs zu verhindern, muss das Moor mit viel Anstrengung baumfrei gehalten werden. Im Naturpark Moor-Veenland kommen deshalb tierische Helfer zum Einsatz.
Schafe und Ziegen, soweit das Auge reicht
Diese Aufgabe übernimmt Schäfer Norbert Rüschen mit 500 Schafen, 50 Ziegen und fünf Hunden. Die Schafe verbeißen Gräser und unerwünschte Vegetation in den emsländischen Moorgebieten. Zudem verjüngen sie durch ihren Verbiss die Heide. Die Ziegen grasen auch härtere Gehölze ab, sodass der Birkenaufwuchs eingedämmt wird. 380 Hektar halten die Tiere von Vegetation frei und für Wiesenvögel und andere Tiere attraktiv – „da braucht man schon so um die 1000 Tiere“, sagt Rüschen. Nach Beendigung der Abtorfung vergrößern sich die Wiedervernässungsflächen stetig – neben neuen Schafen musste deshalb auch schon ein neuer Schafstall nebst Maschinenpark angeschafft werden. 60 Meter lang und 30 Meter breit ist der neue Stall der Schäferei Emstal, der mit modernen Ausstattungen wie Abluftanlage, Einstreu- und Futterverteilmaschinen, einer Remise für den Fuhrpark sowie einem schönen Umfeld mit großer Obstbaumwiese aufwarten kann. Mit seinen momentan 500 Mutterschafen hält Rüschen einen der größten Bestände der Region; derzeit gibt es etwa 235.000 Schafe in Niedersachsen. Zum Vergleich: 1867 zählte man allein im Emsland und der Grafschaft Bentheim über 218.000 Schafe. Ab April weiden die Tiere den Sommer über in den Naturschutzflächen und leisten ihre wertvolle Arbeit als Landschaftspfleger. Im Herbst steht die Pflege der Herde an: die Tiere werden geschoren und gegen Parasiten behandelt. Ab Dezember bis ins Frühjahr hinein beginnt die Zeit des Ablammens – über 500 Lämmer kommen dann zur Herde hinzu.
Die Tiere leisten erfolgreiche Arbeit: Die Anfänge der Moorregeneration sind im Naturpark Moor – Veenland deutlich zu sehen. Allerdings ist es ein langer Weg bis zur vollständigen Regeration eines Moores. Diese ist dann erreicht, wenn eine geschlossene Torfmoosdecke Hochmoorwachstum generiert, also Torf gebildet wird. Da ein intaktes Moor nur einen Millimeter Torf im Jahr bildet, wird es noch lange dauern, bis sich ein messbares Torfwachstum eingestellt hat. Zudem bedrohen Dammbruch, Nährstoffeinträge und der Klimawandel die Hochmoorentwicklung. Doch der Anfang ist gemacht und Emsland-Besucher können im Naturpark Moor-Veenland und besonders im Dalum-Wietmarscher Moor, das als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist, viele geschützte Vogelarten wie bodenbrütende Wiesenvögel und einzigartige, moorspezifische Pflanzen und Tiere bestaunen.
Weitere Infos gibt es unter www.naturpark-moor.de oder telefonisch unter 05931 442277. Auch die Schäferei Emstal in Lathen ist für Besucher nach Anmeldung offen: Norbert Rüschen, schaeferei-emstal(at)web.de