Krabbeltiere im Moor

Wissenswertes
Weltweit nimmt die Zahl der Insekten verheerend ab. Intensive Landwirtschaft, Verlust der Lebensräume und der Einsatz von Schädlingsmitteln liegen ihm zugrunde. Naturnahe Moore und offene Heidebiotope sind spezielle Lebensräume, die an sie angepassten Arten Lebensraum bieten. Gerade die Spezialisten sind im Bestand gefährdet. Für ihr Überleben ist das Vorhandensein von nassen Biotopen wie Mooren und auch die Ersatzbiotope wie die Wiedervernässungsflächen wichtig. Typische Vertreter der Krabbeltiere unter den Moorbewohnern finden Sie im Folgenden:

Spinnentiere
Wer das herbstliche Moor kennt, weiß, dass es Lebensraum tausender Spinnen ist: Überall im Naturpark Moor glitzern die Spinnennetze, in denen sich der Morgentau sammelt. Die Vielzahl der Netze und die wohlgenährten Spinnen darin lassen ahnen, dass es hier auch unzählige Insekten geben muss. Besonders auffällig sind die großen Netze der Radnetzspinnen. Die Schilfradnetzspinne Aranea cornutus ist der Kreuzspinne ähnlich und trägt ein sehr variables Muster auf dem Hinterleib. Auffällig ist die leuchtend rote Sumpfkreuzspinne (Araneus alsine), die ihre Netze zwischen den Halmen von Seggen und Wollgräsern aufspannt. Entdecken sie die Vielfalt der Spinnen z.B. beim Wandern über den Aktivpfad „moor land schaffen“ im Provinzialmoor.
Eine andere Jagdtechnik zeigt die große Geränderte Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus): Sie jagt ihre Beute, indem sie mit Hilfe ihrer Haarbüschel an den Beinen über das Wasser läuft und so kleine Insekten fängt. Auch ihre Vermehrung ist bemerkenswert: Die Weibchen tragen zunächst ihre Ei-Kokons und schließlich ihre Jungen einige Tage nach dem Schlupf auf dem Hinterleib – eine Brutpflege, die sonst bei Spinnen unüblich ist. 
Eine ebenso ungewöhnliche Anpassung an den Lebensraum Moor zeigt die Wasserspinne Argyroneta aquatica. Sie ist die einzige Spinne, die bevorzugt unter Wasser anstatt an Land lebt, wobei sie unter Wasser mit ihrem feinen Gespinst eine Taucherglocke als Luftvorrat anlegt. Zum Transport der Luft verwendet sie ihren dichten Haarpelz am Hinterleib. Taucht die Spinne ab, bleiben kleine Luftfbläschen an den Haaren hängen und werden so in das Vorratsnetz gebracht. Es sieht aus, als ob die Spinne eine silbrig glänzende Perle am Hinterleib trägt! Selbst ihr Eier-Kokon und die Jungtiere verbleiben in ihrer Luftblase und entwickeln sich dort. Die Spinne hat sich ganz auf das Leben unter Wasser eingestellt, dementsprechend fängt sie ihre Beute (Insektenlarven oder Wasserflöhe) unter Wasser und auch die Paarung erfolgt hier. 
 Eine faszinierende Spinne, die sich gut beobachten lässt - doch Vorsicht: Die Wasserspinne gilt als giftig. Ihr Stich ist schmerzhaft. Wer auf Nummer sicher gehen will: Im Emsland Moormuseum in Groß Hesepe kann man unter fachkundlicher Leitung den Spinnen und anderen wasserlebenden Moorinsekten auf die Spur kommen.

Käfer
Besonders die wasserliebenden Käferarten müssen sich der besonderen Wasserchemie und dem knappen Nahrungsangebot in Hochmoorgewässern stellen. Allerdings sind die wenigsten Wasserkäfer speziell an Moorgewässer gebunden. Typisch für Moore sind z.B. der Moortaumelkäfer (Gyrinus minutus.), der bereits im Frühling in Moorgewässern gut zu sehen ist, da er als einziger Wasserkäfer überhaupt in Oberlächennähe taumelt umherschwimmt. Moore und andere nährstoffarme Seen bevorzugt auch der mit dem bekannten Gelbrandkäfer verwandte Breitrand Wasserkäfer (Dytiscus latissimus), der als größter Wasserkäfer Europas gilt. 
Auf den sandigen Wanderwegen des Fullener Waldes und des Bargerveens, sind verschiedene Laufkäfer zu entdecken. Sie sind rasante Jäger, die ihrer Beute auflauern und im schnellen Lauf erjagen. Manche verlieren darüber sogar ihre Flugfähigkeit. Im Moor gibt es einige wenige speziell angepasste Arten, deren Vorkommen als Indikator für den Zustand des Moores herangezogen werden, da sie auf die Lebensverhältnisse intakter Moore angewiesen sind. Dazu gehört der Heidekraut-Putzkäfer Agonum ericeti, ein Laufkäfer, der streng an Hochmoore gebunden ist, da er einen pH Wert des Bodens von 4 bevorzugt. Er lebt auf den Bulten die mit Heidekraut durchmischt sind. Die Art kommt u. a. auf den Torfmoosrasen des Bargerveens vor.
Laufkäfer sind ausgesprochen standorttreu. Trocknet das Moor aus, verschwinden sie, an ihre Stelle treten Käferarten der Heide oder Wälder.
So, wie der Sandlaufkäfer (Cicindela campestris): Diese wärmeliebende Art ist häufig auf sandigen Wegen zu finden und wandert in die trockengefallenen Moore ein. Beeindruckend sind die auffälligen, langen Mandibeln, scharfe Mundwerkzeuge, mit denen sie die erjagte Beute zerlegen.  

Wanzen
Wasserwanzen (Rückenschwimmer), auch Wasserbienen genannt, können empfindlich stechen – Vorsicht ist geboten! Der gestreifte Rückenschwimmer (Notonecta obliqua) kommt in allen Gewässern vor, besonders gerne jedoch in Moorgewässern. Er hat vollständig ausgebildete Flügel und ist daher sehr mobil. Neue Gewässer findet er nach optischen Gesichtspunkten im Flug, um sich dann mit geschlossenen Flügeln ins Wasser zu stürzen.
An Ruderwanzen (z.B. Callicorixa  praeusta, Cymatia  bronsdorffii, Hesperocorixa  castanea) gibt es über 80 verschiedene Arten, die zum Teil sehr schwer voneinander zu unterscheiden sind. Einige von ihnen sind auf moorige Gewässer angewiesen. Andere besitzen eine ganz besondere Fähigkeit:  Ähnlich wie Grillen an Land, sind sie in der Lage, unter Wasser Geräusche zu erzeugen – umgerechnet auf die menschliche Größe wären sie fast so laut wie ein Düsenjet!
 
Schmetterlinge
Auch die in Hochmooren vorkommenden Schmetterlinge sind oftmals eng an diesen Lebensraum gebunden, weil sich ihre Raupen von der Moorvegetation ernähren. Manche Raupen sind so stark spezialisiert, dass sie sogar nur eine einzige Wirtspflanzenart bevorzugen (monophag). Es gibt auch Schmetterlinge, bei denen die Raupen polyphag sind und verschiedene Pflanzen fressen. Das macht sie unabhängiger und sie sind weniger in ihrem Bestand bedroht! 
Auch Perlmuttfalter gelten als charakteristische Schmetterlinge der Moore und Erica-Heiden. Der extrem seltene Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris) und sein Verwandter, der Braunfleckige Perlmutterfalter (Boloria selene) zählen dazu. Während die Raupen des Hochmoor-Perlmutterfalters nur die Moosbeere als Futterpflanze nutzen, sind es beim Braunfleckigen Perlmutterfalter die Veilchen, unter anderem das Sumpf-Veilchen (Viola palustris).
Einer der sehr seltenen Schmetterlinge ist der im Bargerveen vorkommende Malven-Würfelfleck (Pyrgus malvae), niederländisch: Aardbeevlinder. Er lebt in trockenen und warmen Gebieten, z.B. im Feuchtgrünland des Bargerveens, wo sich die Raupen von Rosengewächsen, wie den Fingerkräutern (Potentilla erecta) ernähren.
Der Große Moorbläuling (Maculinea  teleius) und die ähnliche Schwesternart Heidewiesenbläuling (Lycaeides  idas) mit roten Flecken auf den Flügelunterseiten sind ausgewiesene Moorspezialisten. Die Besonderheit dieser Bläulinge liegt in ihrer Eigenschaft als myrmekophilen Arten. Das bedeutet, dass die Schmetterlinge mittels Pheromonen (= zuckerhaltige Lockstoffe) und äußerlichen Ähnlichkeiten Ameisen dazu bewegen, sie zu beschützen, zu füttern und als Mitbewohner ihrer Staaten zu akzeptieren. Die Raupen des Heidebläulings haben obendrein Lockdrüsen, mit denen sie Ameisen dazu "verführen", sie als Nestgenossen zu adoptieren. Bläulinge fliegen im Hochsommer vor allem über den Heide- und Moorflächen des Bargerveens. Spezielle Wanderungen mit den Freiwilligen des Staatsbosbeheers in Zwartemeer nehmen Sie mit zu den schillernden Faltern des Moores.
Im Fullerner Wald, einem Forst, der als Versuchsforst auf ehemaligem Hochmoor stockt, kommt der große Schillerfalter vor. Für die Larvenzeit benötigt er Weidensäume, breite Schneisen im Waldinneren, die feucht und warm sind. Dort lebt die grüne Raupe, die anhand ihrer „Hörner“ am Kopf unverwechselbar ist, bis zum Herbst, um sich dann zu verpuppen, bevor sie im nächsten Frühjahr als Schmetterling umherzufliegen. Dieser ist einer der größten Schmetterlinge Europas – dunkel gefärbt mit deutlich blauer Randfärbung und weißen Flügelmalen. Wer sie erspähen will muss in den Himmel schauen: Sie fliegen gern hoch in den Wipfeln großer Bäume! Durch die Intensivierung der Forstwirtschaft sind die Weidensäume in den Wäldern selten geworden und mit den Verlust des Lebensraum auch der Schillerfalter. Der Große Schillerfalter ist deshalb in Niedersachsen stark gefährdet (Kategorie 2 auf der Roten Liste).