Über Aulken, einen Weg zum Glück und Geschichten aus dem Moor

Eine Naturparkführung im Naturpark Bourtanger Moor – Veenland

Wissenswertes
Garten des Nazareners in Twist - Blick auf Käthes Bauerngarten ©Emsland Tourismus GmbH.jpg

Eine Naturparkführung im Naturpark Bourtanger Moor – Veenland

So viel sei vorweggenommen – es war kurzweilig, informativ, „sagen- und märchenhaft“ und einfach wunderschön – die Naturparkführung mit Dr. Silke Hirndorf. Sie ist „Bauerndeern“ und Biologin – so stellt sie sich selbst vor. Wer sie erlebt, erkennt, dass es für sie die perfekte Berufswahl ist, denn man merkt ihr die Leidenschaft für Grün sofort an.
Und dieser Funke springt auf die Besucher über – auch am letzten Wochenende, als sie eine Gruppe aus Nordrhein-Westfalen einen Tag in den Naturpark begleitet.

Treffpunkt ist der Garten des Nazareners direkt an der evangelischen Nazarethkirche in Twist. Silke stellt anfangs den Naturpark mit seinen Einrichtungen, Wanderwegen und Moorpforten sowie den Tagesablauf vor. Der Überblick anhand der Übersichtskarte ist eine gute Orientierung ebenso wie die kurze Erläuterung, welche Gemeinden zum Naturpark zählen. Dies alles macht Lust z.B. bei den Moorpforten auf Entdeckungsreise zu gehen oder Pause in den Einkehrstationen zu machen. Das, was einen Naturpark ausmacht, sind seine Schutzgebiete: Im Naturpark Bourtanger Moor - Veenland sind dies große und kleine: So ist das älteste Naturschutzgebiet, der Meerkolk gerade mal ca. 35 ha groß, während das Bargerveen, das bedeutsamste Hochmoorgebiete in den Niederlanden, mit 2500 ha so groß ist, dass man es niemals an einem Tag durchwandern kann - es wäre auch zu schade, denn es ist ein wunderschönes EU-Vogelschutzgebiet mit über 300 Vogelarten. Da lohnt es sich häufiger die Natur zu erleben. Ach ja – und worin unterscheidet sich eigentlich ein Naturpark von einem Nationalpark …? Silke löst auf, einfach spannend und sehr lehrreich!

Und dann geht es in den Wald. Ein kleines Wurzelmännchen begrüßt uns dort und Silke taucht mit uns in die emsländische Sagenwelt ab – es sind Märchen über die Aulken, die einst Schabernack mit den ehemaligen Moorbauern getrieben haben – sehr unterhaltsam sind die Anekdoten der kleinen Männeken, die sogar in einem emsländischen Geschichtsband niedergeschrieben sind. Gleichzeitig führt ein Weg mit philosophischen Sprüchen durch den Birkenwald, der zum Nachdenken anregt. In Twist kennt wirklich jedes Kind diesen „Waldentdeckerort“, denn der örtliche Kindergarten kommt zu den Waldwochen zweimal jährlich hierher.

Die Chronik der ev. luth. Nazarethkirche, die Silke anhand eines Fotos aus dem Jahr 1954 darlegt, ist ein Zeitsprung in die Vergangenheit. Es war ursprünglich eine sogenannte Notkirche, die in den 50iger Jahren entstanden ist. Damals schufen sich Flüchtlinge aus Schlesien und Pommern diesen besonderen Ort zur Versammlung mitten im Moor. Apropos Moor – Silke hat sowohl Schwarz- und auch Weißtorf im Gepäck und erklärt uns, dass alter Schwarztorf bereits bis zu 10.000 Jahre alt sein kann und dass bei ihm der Kohlenstoff schon so zersetzt ist, dass er brennt bzw. glimmt. Weißtorf ist eigentlich auch braun, aber viel heller, was ihm seinen Namen einbrachte. Die Naturführerin klärt auf, warum er keinen Brennwert hat und wie er zu Boomzeiten als Torfstreu in aller Welt exportiert wurde. Weißtorf ist übrigens viel leichter und jünger, so dass seine Pflanzenbestandteile teilweise noch gut sichtbar sind – sogar das Wollgras ist anhand von faserigen Blattscheiden noch zu erkennen.
Mit diesem teilweise neuen Wissen freut sich die Gruppe auf den weiteren Verlauf des Tages, der einen Spaziergang im Bargerveen und den Besuch des Schafstalles in den Niederlanden vorsieht. „Bij Wollegras“ ist eine gemütliche Einkehr geplant, um sich über die vielen Eindrücke auszutauschen. Das Thema Erdölgewinnung wird bei den „Pferdekopfpumpen“ demonstriert, um hier - in der Nähe von Schoonebeek in den Niederlanden auf die aktuell diskutierte Erdölgewinnung hinzuweisen. Sicher bleibt auch noch Zeit, das Erdöl- Erdgas Museum in Twist zu besuchen, wo dieses Thema sehr anschaulich gezeigt wird.
Und zum Ende des Tages führt die Heilkräuterexpertin noch durch den Bibel- und Heilpflanzengarten auf einem kleinen Spaziergang rund um die Nazarethkirche. Fest steht – ein Tag im Naturpark verspricht viele neue Eindrücke, Geschichte(n) und Erzählungen unserer Region.
 
Habt auch Ihr Lust eure Heimat begleitet zu erkunden? Wir stellen euch weitere Natur- und Landschaftsführungen vor und ein begeistertes Team, das sich vorbereitet hat, die Natur erlebbar zu machen. Sowohl das saisonale Angebot an Naturparkführungen, als auch die Kontaktdaten für individuelle Anfragen sind hier abrufbar.